Annett Wolf

  • Geheimnisvolle Apfelsinen

    „Das sind unsere Pomeranzen. Von ihnen kommt dieses Aroma, das nach Sehnsucht und Wahrheit schmeckt“

    Button
  • Große Gefühle

    "Wie weit würdest du gehen, um die Liebe nicht zu verlieren"?

    Button
  • Eine große Liebe

    "Ich lasse dich nicht mehr ohne mich sein."

    Button

Liebesroman-Serie

Apfelsinen Orangen Liebesroman Buch Unter Apfelsinenbäumen

Band 1

(Band 2 erscheint 2024)

eBook 
Orangenbäume in Oranienburg? In der Orangerie der Petermanns sorgen sie für exotische Momente und die beste Marmelade der Welt. 

Hier auf dem Künstlerhof lebt und arbeitet Olef, der wie seine Eltern ein begnadeter Maler und Bastler ist. Seine Welt ist bunt und er kann seiner Kreativität freien Lauf lassen.

Am Stadtrand von Berlin trifft er Jara bei ihrem täglichen Training im Wald. Es ist Winter und viel zu warm. Der Wald gleicht einem Schlachtfeld - halb zerstört vom Borkenkäfer und den riesigen Baumerntemaschinen. Trotzdem könnte es nicht romantischer sein, als sich der chaotische Künstler Hals über Kopf in die schöne Sportlerin verliebt. 

Doch die beiden leben in verschiedenen Welten: Er ist ein Freigeist ohne Verpflichtungen, sie eine Leistungssportlerin mit festem Lebensplan. Es scheint, als könnten sie nie zueinander finden, doch der Zufall hilft ihnen. Sie ahnen nicht, dass ihr Zusammensein das Leben Anderer beeinflusst, die ihre eigenen Pläne mit Jara und Olef haben. Was werden sie tun, um ihre Ziele doch noch zu erreichen? Wird die aufkeimende Liebe trotz aller Hindernisse gedeihen? 

Eine Geschichte voller Kraft, Optimismus und einen Hauch Magie: über eine ungewöhnliche Freundschaft, die Hingabe an ein Hobby, das Erkennen der eigenen Neigungen und das Verzeihen einer Schuld.
Jetzt bestellen!

Leserstimmen



„Wer eine ausgefallene Liebesgeschichte sucht, ist bei diesem Buch genau richtig. Die wendungsreiche Geschichte überrascht an vielen Stellen. Der kreative, bildhafte bis verzaubernde Sprachstil der Autorin lässt die Umgebung und die Innenwelten der Protagonisten in intensiven Bildern entstehen.“

(Isa Veit)


Der Liebesroman „Unter Apfelsinenbäumen“ von Annett Wolf ist eine ausgefallene Geschichte, die äußerst unterhaltsam ist.

Vier Leute sind durch die Liebe verbunden: die Zwillinge Jara und Jannik, Olef und sein bester Freund Paul. Diese „Paare“ sind allerdings über ein normales, gesundes Maß miteinander verstrickt. Olef & Jara verlieben sich. Genau das gefällt den anderen beiden überhaupt nicht. Für sie entstehen sogar unangenehme Konsequenzen. Deshalb kommt es zu einem spannenden Wettlauf. An dieser Stelle will ich nicht mehr über die Handlung verraten. Nur, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.


Die Charaktere sind sympathisch. Ich hatte zu jedem ein Bild vor Augen: Jannik ist der sachliche Typ, seine Schwester Jara entwickelt sich von einer etwas passiven Frau zu einer starken Protagonistin. Olef ist ein sorgloser Optimist, während Paul erstmal verschlagen und egoistisch wirkt. Aber auch er wandelt sich. Man kann sich gut in jeden Einzelnen hineinversetzen, weil die Geschichte im Wechsel aus den jeweiligen Perspektiven erzählt wird. Obwohl dadurch verschiedene Stile entstehen, ist alles gut und flüssig zu lesen. Die Apfelsinenbäume des Buchtitels haben übrigens eine gewisse Bewandtnis.


Fazit: „Unter Apfelsinenbäumen“ ist keine klassische Liebesgeschichte, da sie nicht so vorhersehbar ist. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, denn sie ist humorvoll, spannend und sehr abwechslungsreich.

(Fabienne Minniger)

Leseprobe

Jara - Wie aus den Tiefen einer Kaffeetasse

Jara zuckte zusammen. Jannik war lautlos hinter sie getreten. Immer wieder schaffte er es, wie aus dem Nichts aufzutauchen.

 „Was ist das?“

 Blitzschnell schnappte er sich ihre Kaffeetasse und den Frühstücksteller. Er huschte zur Spüle und kippte den dampfenden Inhalt hinein, während er gleichzeitig den Teller auf den Hängeschrank der Küchenzeile schob. Jara sprang auf und hechtete um den Tisch. Ihr Ziel war die Kaffeemaschine. Obwohl sie wusste, dass sie keine Chance hatte, vor ihm da zu sein, gab sie ihr Frühstück nicht kampflos auf. Jannik trat mit einem Schritt zur Maschine und griff nach der Kanne, während sie noch über die Fliesen der Hochglanzküche schlitterte und versuchte, nicht lang hinzuschlagen. Das frisch aufgebrühte, duftende Getränk ergoss sich in die Spüle und war fort, als sie Jannik am Arm packte. Seine Augen waren schmale Schlitze. Bosheit glomm in ihnen. Und drohendes Unheil. Sie gab sich Mühe, ihn mit der gleichen Gefährlichkeit anzufunkeln.

 „Du weißt, dass du von Kaffee übersäuerst. Und echt jetzt? Schokobrötchen? Ignoriere dein Gewicht nicht! Ich brauche dich morgen in Top-Form.“

 „So ein Quatsch! Von Kaffee übersäuert man nicht.“ Sie versuchte, an ihm hochzuklettern, um an den Teller heranzukommen. „Ich hab Hunger! Gib mir mein Essen!“

 Jannik kniff sie derb in den Arm.

 „Aua! Spinnst du?“ Jara grub ihre Nägel in seine Schulter, doch Jannik umfasste ihre Taille und zog sie ruckartig nach oben. Er hievte sie in einer einzigen kraftvollen Bewegung auf seine Schulter und schaffte sie aus der Küche in den Flur. Jara zappelte und fluchte, als sie sich von dem Schreck erholt hatte. Wild trommelte sie auf seinen Rücken. Er stellte sie auf ihre Füße und riss die Wohnungstür auf. Mit einem harten Stoß schupste er sie aus der Wohnung in den Treppenaufgang. Jara schnaubte vor Wut, doch schlagartig verstummte sie. Hier würde sie nicht einen Mucks mehr von sich geben. Die Nachbarn waren Leute, denen nichts zu peinlich war. Die mischten sich erbarmungslos in alles ein, was sie zu fassen bekamen. Jannik wusste genau, dass Jara Frau Dahlke von gegenüber unter keinen Umständen hervorlocken wollte. Die stürzte sich stets und ständig auf Stoff für Klatsch und Tratsch.

 Aus ihren Augen sendete sie lautlose, brennende Pfeile des Zornes. Er baute sich in der Tür auf. An ihm gab es kein Vorbeikommen. Er war ein breitschultriger, großgewachsener Kerl. Durchtrainiert wie sie selbst. Ihr Bruder verschränkte seine Arme und wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Sie atmete einige Male tief durch. Als Sportler bewältigte man Niederlagen zügig, um sich voll konzentriert dem weiteren Kampf zu widmen. Dazu war innere Klarheit lebenswichtig. „Immer nach vorne agieren, egal wie weh es tut.“ Ein Spruch ihrer Mutter.

 Janniks Blick wurde milder. Jara rieb sich über ihre Rippen.

 „Du grober Idiot“, flüsterte sie. „Das tat saumäßig weh!“ Er trat einen Schritt auf sie zu. Sie wollte zurückweichen, doch er streckte seine Gorilla-Arme nach ihr aus und zog sie an sich. Etwas zu derb drückte er sie an seine breite, feste Brust.

 Mit gedämpfter Stimme sagte er: „Morgen ist so ein wichtiger Tag für uns. Wir können weiter kommen, wenn wir es nicht verbocken. Sieh zu, dass du uns nicht im letzten Moment die gute Vorbereitung versaust.“

 „Ich brauch meine Sachen“, raunte sie zurück. Er erwartete nicht, dass sie auf sein ewiges „Trainergequatsche“ einging. Er war ein strenger, unglaublich fordernder Coach mit einer fiesen Ader. Aber vor so einem entscheidenden Tag war er unerträglich. Er lief in den Flur und holte ihre Laufsachen, Jacke und Schuhe. Jara schnaubte. Er ließ sie nicht nochmal in die Wohnung zurück. Das war so ... so ... Jannik! Sie atmete wieder tief ein und aus.

 Er überreichte die Sachen und gab sich Mühe, leise zu sprechen: „Nur lockeres Lauftraining. Übertreib es heute nicht. Warte kurz!“ Er huschte nochmals in die Wohnung. Jara setzte sich auf die Treppe und zog sich ihre Laufschuhe an. Er erschien wieder in der Tür. „Bleib auf dem Wirtschaftsweg. Die Waldwege sind zu schlammig. Die haben alles zerfahren. Die blöden Harvester. Da kommst du nicht durch. Ich frag mich, ob die die Wege wieder herrichten.“ Er regte sich weiter über ihr eingeschränktes Laufgebiet auf und über die Verletzungsgefahr, die im Wald zurzeit um ein Vielfaches höher sei. Jara band sich die Schuhe und hörte kaum zu. Sie war abmarschbereit. „Hier!“ Er warf ihr einen runden kleinen Gegenstand zu. Reflexartig fing sie ihn auf und erkannte eine Zwiebel in ihrer Hand. Fragend schaute sie ihn an. „Dein Frühstück“, erklärte er allen Ernstes. In einer einzigen blitzschnellen Bewegung warf sie die Zwiebel treffsicher an seinen Kopf. Ohne sich noch einmal umzuschauen, hüpfte sie die Treppen hinunter.

 „Au! Mann! Frau!“, rief er erschrocken. „Ich denke, du hast Hunger. Wann kommst du zurück? Sei in zwei Stunden wieder da. Ich komm dich sonst suchen. Hast du gehört?“ Seine Stimme dröhnte drohend durchs ganze Treppenhaus. Sie gab ihm keine Antwort. Unten angekommen wartete sie lauschend, weil sie etwas gehört hatte.

 Frau Dahlke musste direkt hinter ihrer Tür gelauert haben. Schwungvoll riss sie die Tür auf und kam heraus. Sie lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand und grinste Jannik an. So war Frau Dahlke: nie zurückhaltend, stets bereit, für einen Plausch alles stehen und liegen zu lassen.

 „Immer besorgt um dit Schwesterlein, wa? Dit is wohl so‘ n Zwillingsding, wie? So, als ob ihr mi‘ m Gummiband verknüpft seid, dit man nich zu dolle ausleihern darf. Is dit so? Keiner kann ohne den Andern.“

 Jannik ging tatsächlich auf sie ein.

 „Kann es sein, dass Ihre Wohnung ein Schrank ist? Wie sind Sie immer so schnell zur Stelle beim kleinsten Geräusch? Wie machen Sie das? Oder haben Sie Fledermausohren?“ Frau Dahlke war ein besonders hartnäckiger Quälgeist und nicht auf den Mund gefallen.

 „Na also, dit warn ja nich kleenste Jeräusche. Durchs janze Haus haste jerufen, dass de dit Mädel nich ma in Ruhe lassen kannst. Die is doch keen kleenes Kind mehr. Und außerdem: Ick bin einfach ausjesprochen neugierich. Ihr seid die interessantesten Leute hier im Haus. So zwei junge und schicke Menschen. Und alle beede sind noch zu haben. Aber dit wird ja nüscht, wenn ihr Zweehe... “ Jara hörte, wie eine Wohnungstür ins Schloss fiel. Offenbar hatte ihr Bruder die Nachbarin stehen lassen. Sie schmunzelte und machte sich auf den Weg. Die schwere Haustür würde laut krachend ins Schloss fallen, wenn sie sich nicht gegen sie stemmen und sie Zentimeter für Zentimeter schließen würde. Sie wollte keinesfalls als Lauscherin ertappt werden. Dann wäre sie ja kein Deut besser als die liebe Frau Dahlke.

 Jara lief durch den Wald, der sich entlang des nordwestlichen Ortsrandes von Germendorf erstreckte. Sie atmete die frische Luft in tiefen Zügen. Endlich war sie hier draußen. Es war, als wäre eine Last von ihren Schultern genommen. Der leichte Trab, in den sie gefallen war, brachte sie zügig voran. Sie hatte das Gefühl, dabei mehr und mehr an Freiheit zu gewinnen. Vom Ort war nichts mehr zu sehen. Das Gezwitscher der Vögel in den Wipfeln der Bäume verbreitete eine lauschige Stimmung. Es war Anfang Januar, aber so mild, dass eine leise Stimme in ihrem Kopf wisperte: ‚Das ist nicht normal ... es ist viel zu warm. Es ist widernatürlich. Eigentlich müsste es schneien. Und Eiszapfen müssten von den Zweigen hängen...‘. Jara schüttelte leicht den Kopf, um die Stimme zum Schweigen zu bringen. Allerdings stimmte es: Am Tag lagen die Temperaturen um die zehn, fünfzehn Grad und wenn die Sonne schien, vergaß man den Winter. An diesem Morgen schickte sie ihre wärmenden Strahlen, und sie lachte von einem blauen Himmel herab. Die wattigen Wolken sahen aus wie flauschige Kätzchen. Ein harzig-hölzerner Duft wehte Jara um die Nase. Sie liebte diesen Geruch. Er entströmte den haushoch aufgestapelten Baumstämmen, die links und rechts des Weges lagerten. Waldumbau. Traurig und verwirrend. Weite Flächen waren abgeholzt. Es sah alles verändert aus. Dieser feine Duft stimmte dennoch milde. Vielleicht war das ein Trick. Aber was beabsichtigte Mutter Natur damit? Wie alt würde sie eigentlich sein, wenn der neue Wald nachgewachsen war? Jara rechnete und hing ihren Gedanken nach.

 Da purzelte ein felliges Knäuel vor ihre Füße. Sie wäre beinahe darüber gestolpert, doch mit einem Satz in die Luft flog sie über es hinweg. Was war denn das? Jara wandte sich schnell um. Es huschte nicht etwa zwischen die Bäume davon, sondern rollte ihr erneut in den Weg. Jara blickte hinunter und tauchte hinab direkt in zwei klitzekleine, tiefschwarze Seelenteiche. Die dunklen Knopfaugen blinzelten und Jara konnte nicht verhindern, dass ihr ein Laut des Entzückens entfuhr.

 „Ei, wer bist denn du?“

 Es antwortete, indem es ein langgezogenes Jaulen von sich gab. Jara fühlte eine Art inneren Jubel, was ihr bisher vollkommen unbekannt war. Ihr Herz schmolz. Sie beugte sich über ein zauberhaftes, flauschiges Hundekind und zauste das weiche Fell zwischen den flaumigen Ohren. Die große, schwarze Nase stupste an ihre Hand. Sie war feucht und kalt. Ihr schien es, als wolle es damit weitere Zärtlichkeiten einfordern. Jara hockte sich hin und betrachtete den Hund von vorn und von der Seite, um zu schauen, ob er ein Halsband trug. Das war nicht leicht, denn das kleine Tier wuselte und bewegte sich permanent. Es gab drollige Geräusche von sich und es war sonnenklar, dass er sich mit ihr anfreunden wollte.

 „Ist schon gut, du Süßer. Ja, du bist ein ganz Feiner!“

 Jara tätschelte ihm - oder ihr? – den Kopf. Das Fell war hellbeige. Wie der Kaffee mit Milch von heute Morgen, von dem sie nicht einen Schluck abbekommen hatte. Es war fluffig wie Watte. Sie drückte eine Hand hinein und staunte.

 „Oh, so weich“, hauchte sie.

 Das Hündchen wurde mutig und zupfte an ihrem Hosenbein.

 „Naaa“, drohte Jara.

 Er ließ los und glotzte sie an. Sie sah deutlich so etwas wie Trotz in diesem Blick. Und tatsächlich hüpfte oder vielmehr stolperte der Kleine erneut zu ihrem Hosenzipfel und packte noch einmal zu, um heftig daran zu zerren. Jara nahm das Fellknäuel und setzte es einen halben Meter von sich wieder ab.

 „Ich muss mich ja sehr wundern über so ein Verhalten“, sagte sie streng.

 Der Hund schien zu erstarren. Dann ließ er sich plötzlich fallen und drehte sich auf den Rücken. Dabei wedelte er mit seinem Schwänzchen und gebärdete sich elend. Offenbar hatte ein schlechtes Gewissen. Jara grinste.

 Sie war ein bisschen ratlos. Den Welpen hier allein im Wald zu lassen, kam nicht in Frage. Da hörte sie ein fernes Rufen. Erleichtert hob sie ihn auf ihre Arme. „Das Herrchen sucht schon nach dir, hm?“

 Sie machte sich auf den Weg. Der Kleine schmiegte sich vertrauensvoll an sie und rührte sich kaum mehr. Ein tiefes Seufzen entrang sich dem flauschigen Leib.


Olef und der Engel im Trainingsanzug


 „Das ist doch ... eine riesengroße, zum Himmel stinkende .... Nein!“

 Das sah schlimm aus. Nicht nur, dass das Auto im Schlamm feststeckte. Als er versucht hatte, es herauszufahren, war da dieses ungute Rumpeln ertönt. Gefolgt von einem Ratschen. Unter dem Wagen hatte er einen dicken Ast entdeckt, der sich von innen an seiner Stoßstange festkeilte. Vorher hatte er ihn nicht gesehen, weil er im Morast verborgen gewesen war.

 Rückwärtsfahren war nicht mehr möglich, außer er hätte Teile seines Subaru an den Wald geopfert. Vorwärts würde er aber auch nicht kommen. Da würde er tief in den Schlamm rein rutschen. Eine noch bemerkenswertere Gabe an die großen Geister des Forsts. „So ein Mist!“

 Olef zerwühlte sich die Haare. War es möglich, dass ein Auto unbefreibar feststeckte, dass es unwiederbringlich verloren war? Hatte er das als Erster geschafft? Wo war eigentlich Loki?

 „Loki?“

 Olef sah sich um. Er war nicht da. Aber der Welpe würde nicht weit gekommen sein. Oder? Laut rief er seinen Namen. Der Subaru steckte erstmal, wo er steckte – da war auf die Schnelle nichts dran zu ändern.

 Dieser kleine Schlingel war schon wieder ausgebüxt. Wie hatte er das geschafft? Wo würde so ein junger Hund hinlaufen? Olef wählte aus Bequemlichkeit den breiten Wirtschaftsweg, um ihn zu suchen. Die Sonne schien unbeteiligt vom Himmel herunter, als ob nicht gerade gleich zwei mittelkatastrophale Zwischenfälle seine innere Ruhe aufzuwirbeln versuchten. Er sah sich um und atmete tief durch. Alles würde sich normalisieren: Hund und Auto und Waldgeister wären bald im vorgesehenen Kontext, dort, wo er und die Welt sie haben wollten.

 Zwar war der Wald ein einziges Trauerspiel mit all den abgesägten Bäumen, aber er versorgte ihn trotzdem mit der Dosis Natur, die ihm guttat. Er seufzte und drehte sich einmal um sich selbst. Eine kahle Fläche, auf der noch die Stümpfe wie überdimensionale Bartstoppeln in alle Richtungen standen, grenzte an ein Stück intakten Waldes. Dort gab es das immergrüne Laub des Brombeergesträuchs und lebendige Natur. Irgendetwas huschte durch die Baumkronen. Er setzte seine Suche fort und gab sich Mühe, die Schlamm-Wülste zu ignorieren, über die er steigen musste. Einige Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg in das schattige Unterholz, das er links von sich sah. Im Licht funkelten die Flügel früher Mücken; ein modrig-frischer Waldduft beschwor Bilder aus einer fernen Vergangenheit herauf. All das versetzte ihn in das Outdoor-Frühlings-Gefühl, für das er hierhergekommen war. Er bekam Lust, auf Bäume zu klettern oder Höhlen zu erforschen. Vorher musste er natürlich Loki wiederfinden. Felsen gab es hier außerdem keine, geschweige denn irgendwelche geheimnisvollen Grotten. Und die meisten Bäume waren glattstämmige Kiefern, für die man Steigeisen gebraucht hätte, um in ihre Wipfel hinauf zu kommen. Trotzdem genoss er sein Hiersein.

 Und er war mal weg von Paul.

 Olef hielt überrascht inne. Was sollte denn dieser Gedanke? Der war neu.

 Paul war sein bester Freund. Sie kannten sich seit ihrer Kindheit. Die Stunden, die sie miteinander verbrachten, waren zwar möglicherweise über ein gesundes, normales Maß hinausgehend...

Liebesromanautorin Liebesromane Annett Wolf Ilvy Ros Morgenthal
Share by: